vbw: Risiken für Bayerns Unternehmen wachsen
Brossardt: „Fachkräfte-Engpässe aktuell größtes Unternehmensrisiko“
Seit Jahren wachsen weltweite wirtschaftliche Risiken für Unternehmen. Sie haben sich inzwischen auf einem besorgniserregenden Niveau eingependelt. „Die Fachkräfteengpässe rücken auf Platz 1 der Risikoskala. 43 Prozent der Unternehmen sehen darin ein hohes Risiko für ihre Geschäftsabläufe“, erklärt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Auf Platz zwei folgen strukturelle Kostensteigerungen, etwa für Energie, Vorleistungen, Lagerhaltung oder Personal, die für 41 Prozent der Unternehmen ein hohes Risiko darstellen. Das zeigt die vbw Studie „Internationale Risiken für bayerische Unternehmen“, die vom IW Köln erstellt wurde. Sie beleuchtet Risikowahrnehmung, daraus resultierende Standortprobleme und Gegenmaßnahmen der Unternehmen.
Auf den Plätzen drei bis fünf der aktuellen Skala hoher Risiken stehen die Cyber-Kriminalität (39 Prozent), der Ausfall kritischer Infrastruktur (36 Prozent) und eine Finanzmarktkrise (29 Prozent). „Die Angst vor Cyber-Kriminalität, darunter Datendiebstahl oder das komplette Lahmlegen des Betriebs, belastet die Unternehmen immer stärker. Nicht nur der Russland-Ukraine-Krieg, sondern auch die geopolitischen Spannungen mit China haben die Gefahrenlage verschärft“, erklärt Brossardt.
Erstmals wurden für die Studie Unternehmen nach der Relevanz der Risikofaktoren für Standort- und Investitionsentscheidungen gefragt und danach, ob diese ihr Geschäftsmodell gefährden, als Investitionshemmnis wirken oder zu Auslandsverlagerungen führen. „Strukturelle Kostensteigerungen haben den größten Einfluss auf Standort- bzw. Investitionsentscheidungen“, erklärt Brossardt. 26 Prozent der Unternehmen sehen Kostensteigerungen, etwa für Energie, als Gefahr für das Geschäftsmodell und 31 Prozent als Investitionshemmnis an. Auch viele weitere der hinterfragten Risikofaktoren beeinträchtigen Geschäftsmodelle und Investitionen der Unternehmen. „Das ist eine gefährliche Kombination, weil eine Anpassung des Geschäftsmodells in der Regel Investitionen erfordert. Die Studie zeigt, dass die Risikolage vor allem große und stark internationalisierte Firmen zu Auslandsverlagerungen veranlasst. Wir müssen die Kosten in den Griff bekommen, um eine Deindustrialisierung zu verhindern, Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unseres Industriestandorts zu ermöglichen und Bayern und Deutschland auf Innovationskurs zu halten“, so Brossardt.
Vielen Risiken können Unternehmen nur sehr eingeschränkt selbst entgegenwirken. Am wenigsten gewappnet sehen sie sich gegen schwierige Standortbedingungen, geopolitische Risiken und eine Finanzmarktkrise. „Hier stößt die eigene unternehmerische Vorsorge an Grenzen. Für solche Herausforderungen brauchen wir verlässliche staatliche Risikostrategien und Rahmenbedingungen“, so Brossardt abschließend.
Die Studie finden Sie hier.